Standhaftigkeit

Bernhard Letterhaus

Bernhard Letterhaus

Zu jeder Zeit haben Menschen Zeugnis abgelegt, durch ihr Beispiel den Glauben weitergegeben und andere von Christus überzeugt.

So dürfen wir dankbar auch auf Zeugen aus unserer unmittelbaren Heimat schauen, die unter dem Druck des Nationalsozialismus ihr Leben für Christus und die Kirche hingegeben haben.

So auch Bernhard Letterhaus aus Barmen, getauft am 23. Juli 1894 hier in dieser Kirche St. Johann Baptist.

Er starb heute vor 66 Jahren, in dieser Stunde, so wie er gelebt hatte: Unerschütterlich im Glauben an Christus und seine Kirche.

Arbeitsmaterial

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Widerstand

Bernhard Letterhaus hat rechtzeitig vor dem Nationalsozialismus gewarnt. Als andere noch schweigen, weist er auf "das falsche Kreuz" hin, das im Lande immer mehr Anhänger findet. Auf dem Katholikentag 1930 in Münster nimmt er entschieden Stellung gegen den Nationalsozialismus.

Falsche Propheten mit einem Kreuz auf der Fahne, das aber nicht s Kreuz des Welterlösers ist, ziehen durch Städte und Dörfer. Sie verwüsten die Herzen des leidenden Volkes.

Bernhard Letterhaus

Aus dem ersten Petrusbrief:

Wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst, seid ihr selig zu preisen. Fürchtet euch nicht vor ihnen, und lasst euch nicht erschrecken, sondern haltet in eurem Herzen Christus, den Herrn, heilig! Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen. Dann werden die, die euch beschimpfen, weil ihr in der Gemeinschaft mit Christus ein rechtschaffenes Leben führt, sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen. Es ist besser, für gute Taten zu leiden, wenn es Gottes Wille ist, als für böse.

1 Petr.3,14-17

Dunkelheit

Gegen den Rat seiner Freunde, die ihm die Flucht in die Niederlande helegen, bleibt Bernhard Letterhaus in Berlin. Am Abend des 25. Juli 1944 wird er nach einem Ausflug mit seinen Mitarbeitern verhaftet. Die weiteren Stationen: Gefängnis in Berlin, Konzentrationslager Ravensbrück, wieder Haftanstalt Berlin-Tegel.

Am 14. Oktober 1944 bewohnt Bernhard Letterhaus im Strafgefängnis Berlin-Tegel, Seidelstraße 39, Block 1, die Zelle 321/Abteilung 8. In genau vier Wochen wird man ihn wenige Kilometer von hier töten. Die Zellen der drei Häftlingsbauten in Tegel sind überfüllt. Nicht weit von Letterhaus liegt die Zelle von Pater Delp.

Eine halbe bis eine Stunde pro Tag werden alle Insassen im Freien herumgeführt, gut bewacht mit Gewehren. Da gehen wir denn alle im Kreise, alle gefesselt: Beamte, Offiziere, Arbeiter, Diplomaten und Wissenschaftler. An manchen Ecken kann man gegen die Wand sprechen, dann hört es der Hintermann. Von Zeit zu Zeit wird der Kreis der Rundgänger kleiner, dann heißt es: "Der ist verlegt" oder "Der ist auch nicht mehr da", und das bedeutet Tod

Pater Delp

Die Einzelzelle von Bernhard Letterhaus liegt im vierten Stock, dicht unter dem Dach. Tegel besitzt drei Häftlingsbauten mit Zellen für je 600 Insassen. Die Zellen sind an langen Korridoren aufgereiht; häufig hallen sie von Schritten und Rufen wieder. Eine kleinere Anzahl von "Schließern" geht mit den Häftlingen ruhig, sachlich, mitunter freundlich um; das Gros aber ist, wie man heute weiß, unsachlich und gehässig.

Der ganze Bau hallt von Schimpfworten ehrenrühriger Art, so dass uch ruhige und gerechtere Schließer sich davon angeekelt fühlen, aber sie können sich kaum durchsetzen. Meldungen wegen ungerechter Behandlung sind theoretisch möglich, praktisch erfolglos. Die einzige Möglichkeit für den Gefangenen, in dringenden Fällen mit dem Personal in Verbindung zu treten, besteht im Herausstecken der Fahne. Diese bleibt oft stundenlang unbeachtet bzw. schiebt ein vorbeigehender Schließer die Fahne einfach wieder zurück, ohne sich nach dem Wunsch des Gefangenen zu erkundigen. Klopft der Gefangene dann an die Tür, so ergeht eine Schimpfkanonade über ihn. Meldet sich außerhalb der Behandlungszeit ein Gefangener krank, so macht er dadurch Personal besondere Umstände und wird dementsprechend meist wütend angefahren; nur mit großen Schwierigkeiten kann er es erreichen, dass er ins Revier geführt wird.

Pfarrer Dietrich Bonhoeffer

Auch Untersuchungshäftlinge werden als Verbrecher betrachtet. Führt man sie zur Vernehmung oder Verhandlung, tragen sie Fesseln. Die Zellen sind klein, in den oberen Stockwerken etwas heller als unten; der Himmel ist durch das vergitterte Fensterviereck sichtbar. Elektrische Lichtschalter befinden sich vor, nicht in der Zelle. Im Spätherbst und Winter versäumt das Personal wiederholt, das Licht einzuschalten. Dann sitzen die Häftlinge trotz ihrer Proteste viele Stunden im Dunkeln. Auf Pritschen dürfen sie sich erst beim "Zapfenstreich" legen: das ist etwa gegen 21 Uhr. Die Verhafteten des 20. Juli sind durchweg gefesselt; nur beim Essen nimmt man ihnen die Fesseln ab. Auch wenn sie zum Waschen geführt werden oder wenn sie sich anziehen, tragen sie für kurze Zeit keine Fesseln. Ist jemand zu lose gefesselt, kann er sich - von dieser Möglichkeit berichtet Pater Alfred Delp freier bewegen, ja, für kurze Frist seine Fesseln abstreifen. Die Verpflegung ist mäßig bis schlecht, der Kaffee z.B. besteht oft zu einem Viertel aus Satz. Trotzdem können Gefangene private Beziehungen spielen lassen und Butterbrote und Zigaretten in die Zellen schmuggeln.

Aus dem ersten Petrusbrief:

Lasst euch durch die Feuersglut, die zu eurer Prüfung über euch ekommen ist, nicht verwirren, als ob euch etwas Ungewöhnliches zustoße. Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen, indem er sich zu diesem Namen bekennt.

1 Petr.4,12-13

Verurteilung

Am 13.November 1944, um 10 Uhr, findet vor dem Volksgerichtshof der Prozess gegen Bernhard Letterhaus statt . Ein Prozess, der zum Scheinprozess wird. Das Urteil steht bereits vorher fest. Die Anklage lautet auf Landes- und Hochverrat.

Und das heißt nichts anderes als Tod!

Dr. Freisler war in bester Form. Er ließ alle seine bekannten egister vom Pathos bis zur schneidenden Ironie spielen... Die Urteile waren der überzeugende Schlusspunkt.

So berichtet ein Mitglied der Parteikanzlei über die Verhandlung gegen den „ehemaligen Hauptmann der Reserve Schriftleiter Bernhard Letterhaus".

Und das bedeutet so viel wie Beschimpfung - Spott – Hohn – Demütigung - Entwürdigung.

Nach einer Stunde Verhandlung wird das Urteil gesprochen. Punkt 11 Uhr erkennt das Gericht auf Tod durch Erhängen, Ehrverlust und Vermögenseinziehung.

Das Todesurteil

Der Oberstaatsanwalt beim Volksgerichtshof Berlin W 9, den 20. November 1944 Bellevuestr. 15

Geschäftszeichen, 0 J 28/44

An Frau Grete Letterhaus, geb. Thiel in Kastellaun/Hunsrück Bucherstr.284

Der Verlagsabteilungsleiter und frühere Hauptmann der Reserve Bernhard Letterhaus ist wegen Hoch- und Landesverrat vom Volksgerichtshof des Großdeutschen Reiches zum Tode verurteilt worden.

Das Urteil ist am 14. November 1944 vollstreckt.

Die Veröffentlichung einer Todesanzeige ist unzulässig.

Der langjährige Seelsorger der Strafanstalt Berlin-Plötzensee, Domherr Pfarrer Peter Buchholz, der ungezählten Opfern der Nazijustiz die letzten Stunden vor ihrer Hinrichtung erleichtert hat, führt folgendes aus:

Was hat man aus diesen Kämpfern um die Freiheit unseres gequälten Volkes gemacht! Ich sehe sie noch ihren letzten Weg gehen, in Sträflingskleidern und Holzpantinen, einige übel zerschlagen und geschunden, umgeben von Männern des Volksgerichtes und Gestapoleuten, die sich keine Phase dieses seltenen Schauspiels entgehen lassen wollten und mit ihren Filmkameras jeden Augenblick festhielten, von der Hinführung in die Todeszelle bis zu den letzten Zuckungen ihrer Opfer. Es war meinem Kollegen und mir möglich, mit ihnen vor der Hinrichtung noch kurz zu sprechen, bevor uns die Nachricht erreichte, daß durch ein besonderes Verbot Hitlers der seelsorgerische Zuspruch vor dem Tode zu versagen sei - eine besonders grausame Härte, wenn man bedenkt, was, abgesehen von den religiösen Momenten, in den letzten Augenblicken zwischen Leben und Tod die tröstliche Nähe eines mitfühlenden und mittragenden Menschen bedeutet.

Pfarrer Peter Buchholz

Aus dem zweiten Brief des Apostels Paulus an Timotheus:

Denn ich werde nunmehr geopfert, nd die Zeit meines Aufbruches ist nahe. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Schon jetzt liegt für mich der Kranz der Gerechtigkeit bereit, den mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, aber nicht nur mir, sondern allen, die sehnsüchtig auf sein Erscheinen warten.

2 Tim.4,6-8